Gülens Anwalt antwortet auf Anschuldigungen, die in einem Artikel der Zeitung Herald Tribune erhoben wurden
Fethullah Gülens Anwalt antwortet auf Anschuldigungen, die in einem Artikel der Zeitung International Herald Tribune erhoben wurden. In seiner Pressemitteilung heißt es im Wortlaut:
In der International Herald Tribune vom 18. April 2012 wurde unter der Überschrift “Shadow force grows in Turkey” (In der Türkei wächst eine Schattenmacht heran) ein Artikel von Dan Bilefsky und Sebnem Arsu veröffentlicht. Weil darin erneut die gleichen falschen Anschuldigungen gegen Fethullah Gülen erhoben werden, die auch in türkischen Medien immer wieder auftauchen und dort ihren Ursprung haben, sehen wir uns gezwungen, diese Pressemitteilung herauszugeben.
Bevor wir im Einzelnen auf die Vorwürfe eingehen, möchten wir folgende Punkte klarstellen:
Sämtliche wissenschaftlichen und intellektuellen Aktivitäten, denen Herr Gülen jemals nachgegangen ist, fanden vor den Augen der Öffentlichkeit statt und standen in jeder Hinsicht im Einklang mit den verfassungsmäßigen Rechten, die er als Bürger besitzt. Er hat sich stets an das Gesetz gehalten. Die Grundlage seines Handelns und Tuns bilden erhabene menschliche Werte wie der Dienst am Menschen, Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie.
In den über 70 Jahren seines Lebens hat mein Mandant seine Gedanken und Überzeugungen immer im Kontext bestimmter Grundprinzipien zum Ausdruck gebracht; diese lauten zum Beispiel: „Respekt vor anderen Meinungen und Vorstellungen“, „Liebe und Toleranz“, „Konsenskultur“ und „Leben für andere Menschen, nicht für sich selbst“. Seine Botschaften stoßen in allen Schichten der Gesellschaft auf großes Interesse, doch genau das beunruhigt gewisse Randgruppen. Aus diesem Grudne konstruierten sie diverse Bedrohungszenarien, um dem Ruf meines Mandanten zu schaden. Anstatt klar darzulegen, was sie von seinen Gedanken und Überzeugungen halten, ergehen sie sich in Feindseligkeiten. Um das große Interesse der Menschen an Herrn Gülen, die Zuneigung zu ihm und den Respekt vor ihm zu zerstören, lancieren sie Rufmordkampagnen in den Medien.
Durch die Veröffentlichung zahlreicher gegen meinen Mandanten gerichteter Artikel und Bücher hat man versucht, ihn in den Augen der Öffentlichkeit zu diskreditieren. Diese Publikationen brachten Herrn Gülen sogar vor Gericht, aber in dem Rechtsverfahren konnte nachgewiesen werden, dass sämtliche Vorwürfe gegen ihn unbegründet waren. Mein Mandant wurde ohne Gegenstimme freigesprochen. Dieses Urteil hatte in allen Berufungsinstanzen Bestand und ist endgültig. Doch trotz dieses unanfechtbaren Urteils wird mein Mandant auch weiterhin mit Verleumdungen überzogen, die mittlerweile sogar schon in ausländischen Medien veröffentlicht werden.
Es missfällt uns sehr, nun feststellen zu müssen, dass auch der Artikel in der International Herald Tribune von der gleichen Haltung geprägt ist. Die Anschuldigungen, die dort gegen meinen Mandanten erhoben werden, entbehren jeder Grundlage. Und dass diese Vorwürfe unbegründet sind, wird im letzten Abschnitt des Artikels ja auch gewissermaßen eingestanden. Denn dort heißt es: „Es ist fast unmöglich zu beweisen, dass Gülens Gefolgsleute die türkischen Sicherheitskräfte kontrollieren.“ Die folgende Bemerkung allerdings - „Wir haben wir niemanden getroffen, der dem widersprechen würde“ - entspricht keineswegs den Tatsachen. In dem Gerichtsverfahren gegen meinen Mandanten, das in die Zuständigkeit von Sicherheitsbüros aus insgesamt 81 verschiedenen Städten fiel und sich über viele Jahre hinzog, befand das Gericht einstimmig, dass die Vorwürfe keinerlei Substanz besaßen. Angesichts dessen bedeuten die permanente Wiederholung dieser Vorwürfe ohne jeden akzeptablen Grund und die damit einhergehende Verdächtigung meines Mandanten eine eklatante Missachtung des Gesetzes. Ein solches Vorgehen beweist in aller Deutlichkeit, dass sich hinter den systematischen Anschuldigungen böse Absichten verbergen.
Entgegen allen anders lautenden Behauptungen verfolgt Herr Gülen mit seinen Gedanken und Aktivitäten keine wie auch immer gearteten politischen Ziele. Daher kommt es für meinen Mandanten auch nicht in Frage, eine bestimmte politische Partei zu unterstützen, sich politisch zu betätigen oder zu versuchen, politische Macht an sich zu reißen und Menschen mit anderen Ansichten oder Mitglieder der Opposition einzuschüchtern. Herr Gülen verfügt nicht, wie ihm unterstellt wird, über organisatorische Macht. Seine ganze Autorität rührt daher, dass er auf der Seite von Wissen, Moral, Tugend und Ehrlichkeit steht.
Mein Mandant ist keineswegs der „Kopf einer islamischen Bewegung“. Als Denker bringt er lediglich seine Ideen und Meinungen zu den dringlichsten Problemen der Menschheit zum Ausdruck. Herr Gülen hat sich immer mit Liebe, Eifer und Enthusiasmus dafür eingesetzt, anderen Menschen Gutes zu tun, ihre Sorgen zu teilen und Lösungen für ihre Probleme zu finden.
Mein Mandant verfügt auch über keine geheime Agenda. Im Gegenteil, seit über 50 Jahre werden seine Aussagen und Aktivitäten in der Öffentlichkeit ausgebreitet.
In dem Artikel finden sich Zitate in Anführungszeichen, die absolut nichts mit der Wahrheit zu tun haben, zum Beispiel: „Wer sie angreift, verbrennt sich die Finger“ und „Wer es wagt, sie zu kritisieren, wird beschuldigt, entweder ein Drogendealer oder ein Terrorist zu sein“. Schon vor Ahmet Şık wurden Dutzende von Büchern und Hunderte von Artikeln veröffentlicht, die gegen meinen Mandanten gerichtet waren. Nicht einer der Autoren ist dafür ins Gefängnis gekommen. Die Prozesse, die in der Türkei geführt wurden, haben in Wirklichkeit nichts mit meinem Mandanten zu tun, und sie unterliegen der Autorität des Gesetzes. Indem man diese Prozesse aber als Präzedenzfälle hinstellt, bringt man meinen Mandanten mit Begriffen wie Hexenjagd und Rache in Verbindung, und eine solche Zuschreibung ist skrupellos.
Der folgende im Wortlaut zitierte Absatz ist ein Beleg für die Aufrichtigkeit von Herrn Gülen. Er hat einmal geschrieben:
In dieser Welt ist kein Platz für Verdrossenheit, Grobheit, Gier, eitle Schwärmereien von der Ewigkeit, Streit, Kampf, Betrug, Verrat, Lüge, Grausamkeit, Unterdrückung, Korruption und Missbrauch.
Diese Welt ist geprägt von Ritterlichkeit, Eleganz, der Entschlossenheit, Neues aufzubauen, Selbstlosigkeit, Zärtlichkeit, Dialog, Respekt vor dem Gesetz, Vertrauenswürdigkeit, Loyalität, dem Geist der Wahrheitsliebe, Gerechtigkeit und Rechtschaffenheit.
Die Menschen dieser Welt haben die Worte Hass, Feindschaft und Kampf aus ihren Wörterbüchern gestrichen, und sie haben sich ein Leben auf der Basis von Liebe, Zärtlichkeit und Nähe zu den Mitmenschen aufgebaut.
Sie akzeptieren jeden mit seinen Ansichten und betrachten abweichende Auffassungen, Kommentare und Verhaltensweisen nicht als Streitpunkte, sondern als Gelegenheiten, bei denen sie zeigen können, wie weit der Horizont ihres Denkens reicht, und den Menschen Wege zu einem menschenwürdigen Leben weisen können.
Wie unschwer zu erkennen ist, haben Feindschaft und Hass im Denken und Glauben von Herrn Gülen keinen Platz. Im Gegenteil, mein Mandant sieht keinen Sinn darin, andere Menschen zu hassen, ihnen eine Grube zu graben oder das Leben zur Hölle zu machen:
Ich frage mich, warum das so ist. Warum lieben wir einander nicht, obwohl wir doch durchaus dazu in der Lage wären? Warum schließen wir nicht dauerhafte Freundschaften, warum teilen wir nicht Leid und Freude, Trauer und Glück? Ist es schwieriger, Herzen zu erobern, als auf Schlachtfeldern zu kämpfen? Ist im menschlichen Herzen wirklich kein Platz mehr für Liebe, Toleranz und Akzeptanz? Schreckt es davor zurück, andere zu umarmen und mit ihnen zu teilen? Neigt es stattdessen zu Hass, Bosheit, Grobheit und Intoleranz?
Nein! Ich schwöre bei Gott, der die Herzen erschafft, dass etwas, das so reichhaltig und tief ist, nicht allen Tugenden gegenüber verschlossen und der Sünde gegenüber so aufgeschlossen sein kann.
Warum also hassen wir uns und leben wie Wölfe, die einander verschlingen? Warum ruinieren wir das Leben anderer Menschen und machen es ihnen zur Hölle?
Diese Worte sollen daran erinnern, dass sich Herr Gülen mit der Welt der Gedanken befasst, und nicht mit einzelnen Personen, Institutionen oder politischen Ambitionen.
Dreh- und Angelpunkt seines Denkens und Handelns sind der Mensch und der Dienst an der Menschheit unter dem Dach der universellen Werte. Er ist in keinerlei ungesetzliche Machenschaften verwickelt.
Davon setzen wir die Öffentlichkeit hiermit in Kenntnis.
Mit besten Grüßen,
Orhan Erdemli,
Anwalt von Fethullah Gülen
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