Göttliche Fügung, Vorherbestimmung und die Schöpfung

Die Vorherbestimmung ist außerhalb der Sphäre, in der der freie Wille des Menschen ein Mitspracherecht besitzt, als ausschlaggebender und bestimmender Faktor absolut dominant. Alle Dinge und Ereignisse finden gemäß der Maßgabe des Beschlusses, der Entscheidung und der Leitung der Vorherbestimmung statt. Gott ist der Absolute Souverän des Universums. Er agiert und verfügt in Seinem Reich, wie Er es für richtig hält. Er tut, was Er will; und niemand kann ihn für Seine Handlungen zur Rechenschaft ziehen. Er ist absolut weise und gerecht, absolut barmherzig und mitfühlend. Was auch immer Er tut, ist gut. Er behandelt Seine Geschöpfe niemals ungerecht.

Wir Menschen können den Lauf des Universums nicht verändern: Die Sonne schickt uns ihr Licht und ihre Wärme. Darauf haben wir keinen Einfluss. Die Erde dreht sich um sich selbst und um die Sonne. Tage, Monate, Jahreszeiten und Jahre kommen und gehen. Was in der Natur vor sich geht, liegt nicht in unserer Hand. Das Handeln Gottes bietet uns unzählige Beispiele für Seine Weisheit. Dem Menschen aber bleibt nichts anderes übrig, als Seine Werke zu beobachten, über sie nachzudenken und zu versuchen, die ihnen innewohnende Weisheit ans Licht zu bringen.

Wahrlich, in der Schöpfung der Himmel und der Erde und in dem Wechsel der Nacht und des Tages liegen wahre Zeichen für die Verständigen, die Allahs gedenken im Stehen und im Sitzen und (im Liegen) auf ihren Seiten und über die Schöpfung der Himmel und der Erde nachdenken (und sagen): "Unser Herr, Du hast dies nicht umsonst erschaffen. Gepriesen bist Du, darum behüte uns vor der Strafe des Feuers." (3:190-191)

Der Mensch sollte auch über das nachdenken, was ihm in seinem Leben widerfährt. Gott möchte nicht, dass Seinen Geschöpfen etwas Böses zustößt. Darum hebt der Koran in Sure 4:79 auch so deutlich hervor, dass der Mensch alles, was er an Bösem erlebt, sich selbst bzw. seinen Sünden zuzuschreiben hat. Gott lässt nur deshalb zu, dass der Mensch von Schicksalsschlägen heimgesucht wird, weil Er dem Menschen so seine Sünden vergeben oder ihn auf eine höhere Stufe heben möchte. Dies bedeutet allerdings nicht, dass Gott den Menschen für jede Sünde bestraft und ihn mit Schicksalsschlägen belegt. Gott sieht auch über viele Sünden des Menschen hinweg, ohne ihn für sie zu bestrafen.

Ein zweiter Aspekt der Beziehung zwischen Vorherbestimmung und Schöpfung bezieht sich auf die religiösen Gebote und Verbote, die den freien Willen des Menschen betreffen.

Während die Vorherbestimmung Gottes in dem Bereich des Seins, in dem der Wille des Menschen nicht existiert (so z.B. im Bereich der Schöpfung und der Kontrolle aller Dinge und Lebewesen, im Bereich der Organisation der Planeten und im Bereich aller ‚natürlichen' Ereignisse und Phänomene), absolut dominant und zwingend ist, berücksichtigt sie in der Sphäre des Menschen dessen freien Willen. Gott erschafft auch das, was der Mensch will und tut. Denn Gott hat dem Menschen einen freien Willen verliehen und ihm einen Platz im Paradies reserviert. Obwohl Er will, dass Seine Diener immer nur Gutes wollen und tun, und sie eindringlich hierzu auffordert, verzichtet Er auch nicht darauf, ihren schlechten Urteilen und Handlungen eine äußere materielle Existenz zu verleihen, wie unzufrieden Er mit diesen Urteilen und Handlungen auch sein mag.

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